Thema
“Kindern, denen man nicht alles gibt, was sie begehren, weinen und zürnen, ja schlagen selbst ihre Eltern. Sich so zu benehmen, liegt in ihrer Natur. Dennoch sind sie ohne Schuld und nicht böse, da sie zunächst nicht schaden können und ihnen auch der Gebrauch der Vernunft abgeht, so daß sie aller Pflichten ledig sind. Sobald sie aber in einem reiferen Alter sind, in dem sie die Kräfte haben, schaden zu können, und weiterhin so handeln, dann fangen sie tatsächlich an, böse zu sein und werden auch so genannt. Deshalb gleicht ein böser Mensch in etwa einem kräftigen Kind [puer robustus] oder einem Erwachsenen mit kindischem Sinn (…).”
Was genau ist ein Störenfried? Ist es jemand, der Unfrieden stiftet oder vielmehr zur Auseinandersetzung anregt? Handelt es sich um eine Person, die uns irritiert, oder die uns neue Blickwinkel eröffnet? Oder ist es sogar jemand, der als gefährlich eingestuft und daher gemieden werden sollte?
In Zeiten, die von vielfältigen Friedensstörungen geprägt sind – seien es Populisten oder Terroristen –, sind diese Fragen mehr als aktuell. Sie konfrontieren uns mit der grundlegenden Herausforderung, wie wir mit Störenfrieden umgehen sollten. Die ersten Überlegungen dazu sind mehr als dreihundert Jahre alt und wurden von Denkern immer wieder neu interpretiert – doch dies blieb weitgehend unbeachtet.
Nun, fast unbeachtet. Denn wie ein Archäologe hat der Gast unserer Sendung die oft übersehene Rolle des Störenfrieds in der Geschichte der politischen Philosophie nachgezeichnet und dabei auch unbekannte Wege beschritten.
Welche Einsichten er auf dieser Suche gewonnen hat und wie wir mit Störenfrieden umgehen können, darüber diskutiert Zlatko Valentic mit dem Philosophen Dieter Thomä in Berlin.
Literatur zur Sendung
Denken mit Dieter Thomä
In Kooperation mit: Universität Freiburg, Wissenschaftliche Gesellschaft Freiburg, Freunde der Universität Freiburg e.V.